Der 18-Jährige Hamid floh im August 2015 aus seinem Geburtsland Afghanistan nach Deutschland. Mit großem Einsatz engagiert er sich seitdem ehrenamtlich in der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Hassee. Seine Zukunft wünscht sich der junge Erwachsene in Kiel. Doch nur, wenn er eine Ausbildungsstelle findet, darf er bleiben.
Zum Gespräch ist Hamid Farukhi gut vorbereitet. Der Anzug sitzt, das Hemd gebügelt und die Krawatte perfekt gebunden. Kein Zufall, erklärt Jörg Breede, Leiter des Jugendtreffs Hassee, sondern typisch für seine Art: Hamid zeige für jede sich bietende Chance seine große Wertschätzung.
Überhaupt zeigt der 18-Jährige stetes Engagement. Denn seit Hamid erstmals zum Fitnessangebot im Jugendtreff Hassee gekommen ist, hat er an vielen Aktivitäten teilgenommen und ist regelmäßiger Besucher. „Wir haben Hamid viele Angebote gemacht, aber er ist eben auch immer wieder von selbst auf uns zugegangen, hat Interesse gezeigt und sich eingebracht“, sagt Erzieher Sedat Gürdal.
Dass Hamid als Geflüchteter nach Deutschland kam, mache dabei keinen Unterschied, ist Jörg Breede überzeugt. Schließlich sei die offene Jugendarbeit dafür prädestiniert, sich auf neue Bedarfslagen einzustellen. Besonders ist hingegen die Tatsache, dass Hamid sich seit seinem Eintritt in die Volljährigkeit im Januar bei jeder Gelegenheit ehrenamtlich im Treff engagiert. Er unterstützt bei Veranstaltungen und ist Co-Trainer für die Treff-Liga. „So kann ich Kontakte knüpfen und besser Deutsch lernen“, weiß Hamid. „Für uns eine Win-Win-Situation“, ergänzt Breede, denn als junger Mensch finde Hamid häufig einen ganz anderen Draht zu den Jugendlichen als die Erzieher selbst.
Doch noch etwas ist besonders an Hamids Situation. Denn sollte er nicht schon bald einen Ausbildungsplatz finden, droht ihm die Abschiebung. Durch seine Erfahrungen als Kfz-Mechaniker schlug sich Hamid bei einem ersten Praktikum ausgezeichnet. Eine Übernahme stand im Raum, doch noch fehlen die schulischen Nachweise und auch die sprachlichen Hürden sind nicht bestreitbar.
Im nächsten Sommer macht Hamid seinen Hauptschulabschluss. In der Bibliothek verbessert er mit deutschen Kinderbüchern seine Sprachkenntnisse. Auf der Suche ist er noch nach deutschen Hörbüchern, die ihm auch den Klang der Sprache vermitteln.
Eine Jugendleiterausbildung steht schon bald auf dem Programm, so könnte sich Hamid im Treff noch besser einbringen. Und dann? Langfristig könnte er sich die Arbeit als Bademeister vorstellen, denn Schwimmen macht ihm großen Spaß. Eine Ausbildung zum Rettungsschwimmer wäre der nächste Schritt. Und im neuen Schwimmbad nahe der Gablenzbrücke gäbe es doch bestimmt bald Bedarf.
Gefragt nach seinen Wünschen für die Zukunft bleibt Hamid zunächst still. „Arbeit und eine eigene Wohnung“, traut er sich dann zu sagen. „Und in Kiel bleiben.“ Der erste Schritt ist die Ausbildung. Doch bei so viel Engagement sollte sich die doch finden lassen.
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