Schotter„gärten“ sind nach § 8 der Landesbauordnung rechtswidrig
Grünflächen statt Schotter„gärten“ – das ist die einhellige Tendenz in den Landesbauordnungen der Bundesländer. Der Klimawandel hat zum Umdenken geführt. Auch in Schleswig-Holstein darf Schotter nur noch in begründeten Fällen und nur im Kleinstmaßstab auf einem Privatgrundstück verwendet werden.
Der immer schneller voranschreitende Klimawandel hat ein Bewusstsein geschaffen, dass grüne Gartenflächen mit 2 % Anteil an der Gesamtfläche in Deutschland einen erheblichen Nutzen für uns alle haben könnten und dass eine Schotterwüste statt einer Grünfläche keine Frage des persönlichen Gartengestaltungsgeschmacks ist. So stehen in fast allen Bundesländern – so auch in Schleswig-Holstein – mittlerweile in den Landesbauordnungen (LBO) Aussagen darüber, dass nicht überbaute Flächen bis auf wenige Ausnahmen zu begrünen und zu bepflanzen sind. Für die Einhaltung der Anforderungen der LBO ist in Kronshagen nicht die Gemeinde Kronshagen, sondern die untere Bauaufsichtsbehörde des Kreises Rendsburg-Eckernförde zuständig.
Nachteile von Schotterflächen für Klima und Natur
Anders als eine begrünte Fläche, die feuchte und kühlende Luft abgibt und Schatten wirft, heizen sich die Steinwüsten der Schotter„gärten“ im Sommer stark auf und geben Wärme ab. Da die Vegetation fehlt, kann auf dieser Fläche weder Feinstaub noch Kohlendioxid gebunden, kein Sauerstoff produziert und auch kein Straßenlärm durch Bewuchs vermindert werden. Eine bewachsene Fläche schluckt Lärm ähnlich wie eine Akustikdecke.
Schon länger versuchen immer mehr Städte aus diesem Grund, ihre Innenstädte wieder oder stärker zu begrünen, um die Aufheizung der Städte zu verhindern, die Lärm- und Feinstaubbelastung zu verringern und die Luftqualität zu verbessern. Außerdem stammt das Kiesel- und Schottermaterial der Schotter„gärten“ größtenteils aus weit entfernten Ländern wie China und Indien und weist sowohl in Bezug auf den Abbau als auch den Transport eine schlechte Klimabilanz auf.
Darüber hinaus behindert die übliche Folie unter dem Schotter, die ein Vermischen der Steine mit der Erde darunter verhindern soll, ein schnelles Versickern von Regenwasser, was nicht nur bei dem durch den Klimawandel immer öfter auftretenden Starkregen zu einem Problem wird, sondern auch schon bei etwas stärkeren Regenfällen zu Überschwemmungen führen kann. Zudem zersetzt sich die Folie je nach Qualität innerhalb von drei bis zehn Jahren. Unzählige Mikroplastikteile gelangen so in den Boden.
Ein Problem für das Ökosystem ist es auch, dass unter der Folie alles Bodenleben abstirbt. Im Boden leben normalerweise Tausende von Kleinstlebewesen, die einen wichtigen Part in unserem Ökosystem spielen. Insekten, Vögel und kleinere Säugetiere finden auf den Schotterflächen weder Nahrung noch Schutz.
Pflegebedarf von Schotterflächen ist extrem hoch
Dass die Schotterflächen – anders als es die Werbung der Kiesel und Schotter verkaufenden Firmen verspricht – einen höheren Pflegeaufwand brauchen als eine bepflanzte Fläche, wird immer bekannter. Durch Wind eingewehtes Laub oder Nadeln können nur so lange mit einem Laubsauger entfernt werden, solange sie noch trocken sind. So ist im Herbst eine tägliche Reinigung notwendig. Material, was nicht rechtzeitig entfernt wird, muss nass und vermatscht mühselig per Hand abgesammelt werden oder verrottet vollständig auf den Steinen und bildet dann eine nährende Humusgrundlage für Unkräuter. Durch Huminsäuren verfärben sich zudem die Steine oder veralgen in schattigen Lagen.
Will man die Steine sauber halten, müssen die Unkräuter mühsam zwischen den Steinen per Hand entfernt werden, denn eine Behandlung der Fläche mit Herbiziden oder Essig ist verboten und eine thermische Unkrautbekämpfung würde die Folie schädigen. Der Pflegeaufwand eines gleich großen begrünten Vorgartens ist erheblich geringer.
Wer will schon einen Schotter„garten“?
Häuser mit Schotterflächen lassen sich zunehmend schlechter verkaufen. Es ist nicht mehr länger nur eine Frage des Geschmacks, sondern durch das gestiegene ökologische Bewusstsein und die gesetzgeberischen Vorgaben möchten sich Käufer oft nicht mehr mit einem Schotter„garten“ belasten. Denn der komplette Rückbau einer Schotterfläche in eine begrünte Fläche kann viel Geld kosten. Schon die Entsorgung des Schotters ist teuer.
Kostengünstige Umwandlungsmöglichkeit
Wem die Entfernung des Schotters zu teuer ist, der hat noch eine günstigere Alternative. Es kann auch zunächst nur die umweltschädliche Folie entfernt werden, um Wasser wieder schneller versickern zu lassen und das Bodenleben zu fördern. Dann wird der Schotter teilweise mit Kompost vermischt und die Fläche so in einen Steingarten umgewandelt.
Durch die Steine ist die Fläche sehr trocken und nicht für jede Pflanze geeignet. Für sonnige bis halbschattige Lagen empfiehlt sich eine Bepflanzung mit z. B. Lavendel, Rosmarin, Thymian, Bergbohnenkraut, Salbei, Färberkamille, Sonnenhut, Nelken, Skabiose, Euphorbien, Sonnenröschen, Schwertlilien, Stockrosen, Kronen-Lichtnelken und Glockenblumen. Die Pflanzen sind gut an trockene Standorte angepasst, bieten Insekten über eine lange und versetzte Blühzeit Nahrung und neigen teilweise zur Selbstaussaat und Horstbildung, sodass die Fläche schon nach zwei bis drei Jahren vollständig von den mehrjährigen Stauden und Halbsträuchern bedeckt ist.
Für schattigere Lagen empfehlen sich z. B. verschiedene Storchschnabelarten, Frauenmantel, Taglilien, Spornblume, Zimbelkraut und Sibirisches Tellerkraut. Werden die Schottersteine zumindest partiell tiefgründiger entfernt, wachsen auch Funkien, Farne und Telekien gut im Schatten und bedecken den Boden so umfassend, dass während der Saison kein Unkraut gejätet werden muss.
Pflanzenmarkt am 23. April auf dem Bahnhofsvorplatz in Kronshagen
Die Bepflanzung eines Vorgartens oder Umwandlung eines Schottergartens in einen Steingarten muss nicht viel kosten. Neben dem Erwerb von Pflanzen in Baumärkten, Gartencentern oder Blumenläden gibt es überall in der Region im Frühjahr und Herbst Pflanzenmärkte, auf denen Privatpersonen robuste Ableger aus dem eigenen Garten anbieten, die eine gute und kostengünstige Basis bilden. Die Pflanzen haben auch den Vorteil, dass sie an unsere Klimaverhältnisse angepasst sind. Der nächste Pflanzenmarkt mit Verkauf von Stauden aus dem eigenen Garten von privat an privat findet in Kronshagen am Sonntag, dem 23. April 2023, von 9–13 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz statt.
Aktion „Offener Garten“ im Juni
Am Wochenende 17./18. Juni 2023 öffnen wieder viele private Gärten in Schleswig-Holstein ihre Gartenpforten. Neben dem Erlebnis und vielen Anregungen bei dem Besuch von anderen Gärten bietet sich auch hier die Gelegenheit, günstig Ableger von Stauden zu erwerben. Eine vollständige Liste finden Sie im Internet unter www.offener-garten.de oder im gedruckten Führer, der bei den teilnehmenden Gärten erhältlich ist.
In Kronshagen wird Silke Umlauff ihren 2.500 m² großen Garten im Hofbrook 25a mit Pflanzenverkauf und Gartencafé mit selbstgebackenen Torten am Samstag, 17. Juni, von 10.30 Uhr bis 16.30 Uhr öffnen. Um 11 Uhr, 12.30 Uhr, 14 Uhr und 15.30 Uhr finden Führungen statt, bei denen viele Fragen beantwortet werden. Im Anschluss ist jeweils eine Beratung möglich.
Text und Fotos: Silke Umlauff