Die Saison 2017/18 war für den deutschen Rekordmeister vom THW Kiel eine zum Vergessen. Zum ersten Mal seit 2004 verpassten die Zebras die Qualifikation für die Champions League, treten als Tabellenfünfter aus der vergangenen Spielzeit aber wenigstens im EHF-Cup an.
Neben den verpassten Zielen in der Bundesliga war auch die Pokalsaison für die Kieler alles andere als erfolgreich. Im DHB-Pokal wurde das Final Four verpasst und auch in der Champions League musste sich die Mannschaft von Trainer Alfreð Gíslason
bereits nach dem Viertelfinale aus dem Turnier verabschieden. Dieses Ausscheiden gegen Vardar Skopje war dabei besonders bitter, da den Zebras in der Gesamtabrechnung nur ein Tor zum Weiterkommen fehlen sollte.
Nun geht es für den THW in eine neue Saison. Nach den ruhmreichen Jahren mit Titeln am Fließband haben die Kieler erkennen müssen, dass andere Teams auf Augenhöhe agieren oder dem Rekordmeister sogar den Rang abgelaufen haben. Beim THW ist daher etwas Zurückhaltung entstanden. Resignation wird man vom einstigen Liga-Primus nicht erwarten können. Schließlich belebt Konkurrenz das Geschäft und macht die Liga durch die steilen Entwicklungen etwa bei der SG Flensburg-Handewitt, den Rhein-Neckar Löwen und den Füchsen Berlin deutlich attraktiver. So wird ein Titel wieder bedeutsamer, nachdem die Zebras für viele Jahre die Liga fast ohne Konkurrenz dominiert hatten. Dass der THW auch heute noch vom Glanz der vergangenen Jahre lebt, ist offensichtlich. Nicht ohne Grund sind die Kieler trotz drei Jahren ohne Meistertitel bei vielen Experten auch in der neuen Spielzeit wieder der Top-Favorit auf den Titel. So auch für Bundestrainer Christian Prokop. In einem Interview mit der „Handballwoche“ rechnete der Trainer des DHB-Teams den Kielern die größten Chancen auf den Titel zu, da sie seines Erachtens „die stärkste Mannschaft zusammen“ hätten.
Für den Rekordmeister sollte diese Einschätzung nach den weniger erfolgreichen Jahren sicherlich ein großer Motivationsschub sein, auch wenn der ohnehin schon immer größer werdende Druck auf Erfolg durch die Prognose des Bundestrainers nicht geringer werden dürfte. Für die Jagd auf einen Titel hat sich der THW auf einigen Positionen verstärkt und kann unter anderem mit Hendrik Pekeler, der von den Rhein-Neckar Löwen an die Ostsee gewechselt ist, auf einen erfahrenen Nationalspieler bauen. Wo die Reise für die Zebras hingeht, wird allerdings wohl wieder erst nach einigen Spielen absehbar sein.
(Text: Nass; Foto: ©Weihs)