Wo muss gehandelt werden?

as Gegenteil von Aufenthaltsqualität: das Barkauer Kreuz. Optimiert für maximalen Autoverkehr. Zu Fuß aber ein Albtraum. Lärm, Gestank und Warten an bis zu fünf Ampeln. Fotos: Jens Uwe Mollenhauer

Der Kieler Süden soll fußgängerfreundlicher werden

In der Juni-Sitzung des Ortsbeirats Hassee/Vieburg stellte sich Kiels Fußgängerbeauftragter Till Zeyn vor. Was er den Anwesenden mitteilte, klang motiviert und ambitioniert.
Die Verkehrswende wird auch in Kiel nur gelingen, wenn die Alternativen zum Autofahren möglichst attraktiv gestaltet werden. Das bedeutet aber auch, dass sich möglichst viele Menschen aus dem Kieler Süden zu ihrer aktuellen Fußverkehrssituation äußern. Das ist gar nicht so schwierig, liefert den Verantwortlichen aber wertvolles Datenmaterial.
Wir haben uns schon lange damit abgefunden oder nehmen es zähneknirschend Tag für Tag hin: Die Autos werden immer breiter. Was von den Gehwegen übrig bleibt, wird immer schmaler. Auf den Restflächen tummeln sich auch E-Roller und Fahrräder.

Rücksichtslos zugeparkter Fußweg. Hier ist es kaum möglich, mit dem Kinderwagen oder nebeneinander gehend vorbeizukommen.

Der Versuch, eine Fahrbahn zu überqueren, lehrt uns echte Demut. An manchen Querungen erbetteln wir uns einen Grün-Blitz, den wir nach gefühlt endloser Wartezeit nicht versehentlich verpassen dürfen, sofern wir nicht entnervt den Schulkindern vormachen, wie wir die Straße bei Rotlicht überqueren. Oder wir blicken neidvoll auf all die Autos, die jede noch so überdimensionierte Kreuzung innerhalb nur einer Ampelphase in alle Richtungen überqueren dürfen, während uns zu Fuß mehrere Warteschleifen auf engen und stinkenden Verkehrsinseln zugemutet werden.
Nach 70 Jahren Mantra von der autogerechten Stadt wird es Zeit, sich der Umgestaltung des urbanen Raumes hin zu echter Aufenthaltsqualität zu widmen, denn wir alle sind auch zu Fuß unterwegs, und das umso mehr, je besser die Ausgangslage dafür ist. Till Zeyn hat dies in seinem Vortrag eindrücklich herausgearbeitet. Nun nehmen wir ihn beim Wort und werden seinen Auftrag nach Kräften unterstützen.

Eine Beschilderung zu den Bahn­steigen schon am Bahnübergang könnte unnötige Lauferei ersparen.

Machen Sie mit beim Sammeln der Knackpunkte!
Der Fußgängerbeauftragte hat versprochen, zeitnah mit dem Ortsbeirat eine „Knackpunkte-Tour“ zu unternehmen. Sehr wahrscheinlich gibt es zahlreiche Menschen im Kieler Süden, die auf diese Gelegenheit gewartet haben und einfach einmal formlos die Stellen benennen können, die aus ihrer Sicht besonders fußgängerunfreundlich gestaltet sind und wo dringend etwas getan werden sollte.
Ab sofort steht hierfür die E-Mail-Adresse mollenhauer@kiellokal.de zur Verfügung. KIEL LOKAL wird die eingegangenen Knackpunkte sortieren und dafür sorgen, dass sie auf der geplanten Tour zur Sprache kommen. JM