‚FranceMobil‘ macht Station in der Christlichen Schule Kiel
Europa wächst zusammen, nicht nur bei den augenscheinlichen Dingen des täglichen Lebens – Gemeinschaftswährung Euro, Harmonisierung in vielen Lebensbereichen, Reisefreiheit. Auch in den Köpfen ist die europäische Idee angekommen.
Gerade bei Schulkindern ist es nun wichtig, dieses Anliegen auch konkret mit Leben zu füllen. Wodurch lässt sich das Streben nach Völkerverständigung am besten ausdrücken? Selbstverständlich durch das Erlernen von Sprachen. Aber welchen? Ganz klar steht Englisch im Vordergrund. Aber um Platz zwei muss an Schleswig-Holsteins Schulen bereits Französisch mit Latein oder auch Spanisch buhlen.
Frankreich ist seit Jahren intensiv bestrebt, den Stellenwert der eigenen Landessprache weltweit zu fördern. Die Kultusministerien von neun Bundesländern (darunter auch Schleswig-Holstein) stehen dem Anliegen ebenfalls positiv gegenüber und unterstützen offiziell das Projekt ‚FranceMobil‘ des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW).
Unter dem Motto ‚Mobilklasse‘ wird auch ein deutsches Partnerprogramm in Frankreich angeboten. Es funktioniert so, dass junge Leute zwischen 20 und 30 Jahren ein zehnmonatiges Stipendium erhalten und im jeweils anderen Land als Lektoren die Schulen besuchen und im Rahmen des Schulunterrichts die Lust auf Sprache und Kultur des Partnerlandes wecken und vielleicht auch zu dem einen oder anderen Schüleraustausch animieren.
Das „mobil“ in der Projektbezeichnung ist durchaus wörtlich zu nehmen. FranceMobil-Lektor für Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern ist Adrien Cauchois, der aus der Normandie stammt und schon mehrere Zwischenstationen in Irland und Deutschland absolviert hat. Sein Herzensanliegen ist, Kinder und Jugendliche für die französische Sprache und Kultur zu begeistern. Dafür bereist er an mehreren Tagen pro Woche Norddeutschland zwischen Westküste und Usedom.
So ist er an einem Dienstagmorgen im September der Einladung in die Christliche Schule Kiel gefolgt, wo sich wie jedes Jahr die Frage stellt: Mit welcher zweiten Fremdsprache soll es weitergehen? Adrien Cauchois hat eine klare Antwort: Natürlich Französisch!
Er besucht auch Klassen, bei denen die Entscheidung bereits gefallen ist. KIEL LOKAL begleitet Cauchois in den elfköpfigen Französischkurs des zehnten Jahrgangs, der im vierten Jahr Französisch lernt. In Begleitung der Lehrerin Bodil Lucht werden die Jugendlichen zum ersten Mal mit einem muttersprachlichen „lecteur“ konfrontiert, der eine Schulstunde lang zunächst ausschließlich „français“ mit ihnen spricht.
Die anfängliche Nervosität ist rasch verflogen, als Adrien einige Sprachspiele durchführt. Jedoch wird an dieser Stelle einigen Schülerinnen und Schülern schmerzlich bewusst, an welchen Stellen sie an ihre Grenzen stoßen. Französisch lernt sich nicht von selbst! Etwaige Defizite im Vokabelschatz treten offen zutage und lassen sich kaum überspielen.
Zum Glück wurde nicht nur der Lernerfolg gecheckt, sondern einige Spiele befassten sich mit dem Wissen über Frankreich und Deutschland. Dabei schnitt Frankreich gar nicht mal so schlecht ab! Auf gängige Klischees über Franzosen angesprochen, mag sich niemand äußern. Vielleicht liegt es daran, dass diese Klischees längst überwunden sind? Umso besser! Kaum jemand aus dem Kurs war schon einmal in Frankreich. Und so gehen die sprachlichen Erfahrungen naturgemäß nicht über das hinaus, was im Unterricht bislang angeboten wurde.
Adrien Cauchois – mit seiner sichtlichen Begeisterung für die Verständigung zwischen den Menschen in Deutschland und Frankreich – nutzt seine Gelegenheit für einen Gegenentwurf zum sturen Pauken. Das Format hat sicherlich Eindruck hinterlassen und wird lange in Erinnerung bleiben.
Adrien zeigt am Ende seiner Stunde auf, dass es zahlreiche Austauschprogramme zwischen den Ländern für Jugendliche gibt, die insbesondere völlig kostenlos sind.
Dann muss sich der umtriebige Franzose auch schon auf den Weg machen, denn es gilt, noch weitere drei Klassen mit seiner Liebe zu Frankreich mitzureißen. JM