Schon seit Monaten haben sich die Bürgerinnen und Bürger in Russee gefragt, ob immer noch Asylbewerber im ehemaligen Hotel Rendsburger Hof wohnen. Nun ist es amtlich: Im Dezember haben die letzten Flüchtlinge die Räume verlassen.
Als Anfang des Jahres 2013 die Stadtverwaltung den Ortsbei-rat Russee/Hammer/Demühlen in einer öffentlichen Sitzung über die Anmietung des Hotels und der geplanten Nutzung als Flüchtlingsunterkunft informierte, entstand im Stadtteil einige Unruhe. Sorgen vor Umsatzeinbußen äußerten Geschäftsleute, Angst vor den fremden Asylbewerbern. Die Kieler Stadtverwaltung musste sich Kritik an ihrer Informationspolitik gefallen lassen. Nach einigen Irritationen glätteten sich die Wogen sehr schnell. Das Haus, das Jahre leer gestanden hatte, wurde renoviert, der Brandschutz auf den aktuellen Stand gebracht. Die Asylbewerber konnten einziehen, bald gab es auch viel Hilfe aus dem Stadtteil. Die Unterkunft wurde angemietet, um Familien eine vorübergehende Bleibe zu bieten, bis sie in eine eigene Wohnung umziehen.
Die Kirche, Initiativen und einzelne Bürger engagierten sich und trugen dazu bei, dass die Asylbewerber und ihre Kinder sich in der Umgebung schneller eingewöhnen konnten. Der Christliche Verein hatte im ehemaligen Gastraum ein Büro und half in allen Lebenslagen.
Schwerpunktmäßig waren in den sechs Jahren des Bestehens zunächst syrische Familien in dem Gebäude untergebracht. Es begann 2013 mit 22 Bewohnern. Im Laufe der Jahre wurde es eine bunte Mischung von Familien und Einzelpersonen. Zeitweise lebte auch ein Rollstuhlfahrer im Haus, 2018 waren es noch bis zu zehn männliche Einzelpersonen.
Viele Stellen und Menschen engagierten sich bei der Kinderbetreuung, Sprachförderung und halfen bei Behördengängen. Zahlreiche Bürger spendeten Kleidung, Fahrräder, Computer, Spielsachen und Musikinstrumente. Zeitweise gab es auch in Kooperation mit dem Roten Kreuz eine eigene Kleiderkammer, die später vom DRK übernommen wurde. Viele werden sich an das große Benefizkonzert in der St.-Gabriel-Kirche in Russee erinnern. Zahlreiche Künstler (u.a. die Gruppe Godewind) traten unentgeltlich auf. Es wurde aber nicht nur Geld gesammelt, es wurde auch Zeit gespendet und kostenloser Musikunterricht angeboten.
Die Aufnahme der Flüchtlinge im Stadtteil hat eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst, durch das Engagement der Bürgerinnen und Bürger konnten die Probleme meist sehr schnell gelöst werden.
Wie geht es weiter? Über die zukünftige Nutzung des Rendsburger Hofes ist noch nichts bekannt.
(Text & Foto: Jöhnk)